Freitag, 23. Februar 2018

Eine Woche Skifahren - Eine Woche im Hafjell

Ich habe hier in der Schule ganz lieb nachgefragt, ob ich nicht ein paar Tage freibekommen könnte, um meine Familie im Hafjell zu besuchen, die dort ihre Winterferien verbracht hat.
Hafjell ist eigentlich ein Berg, der nördlich von Oslo bei Lillehammer liegt, wo 1994 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Meine Familie fährt schon seit vielen Jahren zum Skifahren dorthin und wir wollen am liebsten gar nicht mehr nach Hause. Dementsprechend groß war bei mir die Freude, das "OK" der Schule bekommen zu haben.

So ging es in der ersten Februarwoche los, mit Skiern im Gepäck lag eine Zugfahrt von knapp über vier Stunden von Trondheim aus vor mir. Anschließend konnte ich meine Familie in die Arme schließen, die schon einen Tag früher angereist waren. Der Sprachwechsel hat mir am Anfang ein wenig zu schaffen gemacht, sodass ich mich unbewusst gleich auf Norwegisch bedankt habe, als mir meine Taschen abgenommen wurden. Erst als mein Bruder meinte, ich könnte jetzt Deutsch sprechen, fiel es mir auf. Das zeigt mir mal wieder, wie alltäglich mir die Sprache mittlerweile geworden ist. (Gut, nach fast zwei Jahren hier sollte das der Fall sein ;) )

Am nächsten Morgen war ich die erste, die aufgewacht ist. Ich bin ein wenig durch die Hütte, die wir uns leihen und die fast ganz oben auf dem Berg liegt, getigert, habe den Sonnenaufgang beobachtet und meine Stricksachen zum Vorschein geholt (ich stricke wieder an einem Mariusgenser :) ).
Irgendwann haben wir gemeinsam gefrühstückt (endlich, ich hatte Hunger!) und uns in die Skischuhe reingezwängt, um gemeinsam ins Tal zu fahren. Dort haben wir erstmal Skipässe gekauft und anschließend einen tollen Skitag erlebt. Es zeigte sich schnell, dass ich seit unserem letzten Skiurlaub etwas mehr durch meine Zeit hier in Norwegen auf den Skiern gestanden habe und besser trainiert war. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das so bemerkbar macht.

Wir sind jeden Tag Ski gefahren. An einem Tag haben wir es geschafft, mit meinem Bruder mal Langlauf auszuprobieren, der immer meinte: "Nicht mit mir!" Wir waren auf der Strecke unterwegs, auf der ich mir vor zwei Jahren geschworen habe, nie mehr Langlaufen zu gehen - vielleicht wenn ich mal alt bin, zu alt für Alpin. Naja, und schon ein Jahr später, als ich hier an der PMF war, blieb mir nichts anderes übrig als das zu vergessen, was ich zuvor gesagt habe und bin dann plötzlich begeisterte Langläuferin geworden.
Mein Bruder hat sich nicht ganz so schwer getan und aus den geplanten 3-7 km wurden dann für ihn plötzlich 17 km. Für uns alle. Mit einer halbliter Thermosflasche für 4 Personen im Gepäck ist es dann plötzlich die Tagestour geworden, die meine Eltern sowieso machen wollten. Am Ende sind wir in der Pellestova, einer Gaststätte mit Hotelbetrieb auf dem Øyerfjellet (so heißt das Gebiet, auf dem ein weitreichendes Loipennetz vorhanden ist) eingekehrt und haben Waffeln gegessen und Kakao getrunken.
Anschließend bin ich noch etwas weiter gegangen, eine Runde, die ich zwei Tage zuvor schon gegangen bin, und meine Mutter hat sich auch breitschlagen lassen und ist mitgekommen. So sind wir beide an dem Tag fast 23 km gelaufen.


Bitte auf der Loipe nicht schneller als 50 km/h laufen


Alles ist hier tief verschneit
Blick auf den Fackelläufer, der anlässlich der Olympiade erschaffen wurde
Am nächsten Tag sind wir ins ca. 1 h entfernte Kvitfjell gefahren. Auch dort kann man Skifahren und ich wollte unbedingt mal die Piste runterfahren, die auch die ganz großen Sportler im Fernsehen runterrasen. Diese Piste ist die steilste Skipiste in Nordeuropa! Ich bin sie tatsächlich runtergefahren (nur dass ich etwas länger gebraucht habe als die Skifahrer, die da in 1 1/2 Minuten runterfahren ...)
Vorher haben wir jedoch erstmal die anderen Pisten ausprobiert. Auch hier ließ es sich gut Skifahren :)

Hier ist das letzte Stück des "Olympiabakkens" zu sehen - ziemlich steil


Am letzten Tag mussten noch ein paar Fotos geschossen werden. Das schönste Fotowetter haben wir diesen Urlaub jedoch nicht erlebt. Trotzdem können wir über das Wetter nicht klagen.





















Dieses Jahr ist in dieser Region außergewöhnlich viel Schnee gefallen. So hat sich an unserer Hütte eine sehr hohe Schneewand gebildet (kein Witz, da ist im Sommer alles flach) und es hat sogar noch mehr geschneit, als wir da waren, wie man an unseren Skiern sehen kann.
Nach dem diesjährigen Urlaub bleibe ich zwar noch in Norwegen, der Abschied ist trotzdem wieder etwas schwer gefallen. Und dann auch noch diese Schneemassen ... Naja, man soll ja immer gehen, wenn es am schönsten ist :)

Bis bald :)

Freitag, 2. Februar 2018

Ski fahren, Volleyball und Karoliner

Nach langer Zeit melde ich mich nun endlich mal wieder. Die Motivation den Laptop mit runter zur Schule zu nehmen und sich ins WLAN einzuloggen lässt sich schwer finden. Das liegt aber auch ein wenig daran, dass gerade jetzt nach den Weihnachtsferien sehr viel hier an der Schule los war und den Großteil davon habe ich mir auch selbst ausgesucht. So habe ich noch vor Weihnachten mit einem Lehrer ein Volleyballteam zusammengestellt, mit dem wir gleich in der ersten Schulwoche für einen Tag nach Oslo geflogen sind. In der Ekeberghalle in Oslo fand ein Volleyballtunier der Folkehøgskolen statt und PMF war zum ersten Mal dabei! Wir waren schon besser als der Durchschnitt, weitergekommen sind wir jedoch leider nicht. Das haben wir knapp verpasst. Auf alle Fälle hat es Spaß gemacht und das ist das Wichtigste! Ich selbst konnte leider nicht so viel spielen, da ich es irgendwie geschafft habe, beim letzten Training am Tag zuvor mit beiden Füßen gleichzeitig umzuknicken :( Dennoch habe ich es nie bereut, dass ich trotzdem mitgeflogen bin. Es war einfach eine tolle Erfahrung!

Ich bin auch dieses Jahr wieder eifrig dabei, mir die Skier unter die Füße zu schnallen. Die letzten Tage vor den Weihnachtsferien bin ich jeden Tag auf der lysløype (Flutlichtloipe) bei der Schule zu sehen gewesen und auch nach den Ferien war ich unterwegs - bis ich zwei Tage später umgeknickt bin. Glücklicherweise bin ich dann Karoliner geworden (dazu gleich mehr) und so war es dann einfacher, die Skier stehen zu lassen.
Letzte Woche habe ich meine Alpinskier zum Vorschein geholt, da wir in Idrett- og Friluftsliv nach Meråker auf Übernachtungstour gefahren sind. Zwei Tage Ski fahren. Mit meinen noch leicht schmerzenden Füßen bin ich gerade so in die Schuhe gekommen, Ski fahren ging dann aber super! Ein Glück :) Ich war wieder in meiner Skilehrerrolle und habe sogar ein paar Anfänger bekommen, da dieses Jahr mehr Schüler als letztes Jahr unerfahren waren. Generell hat es mir Spaß gemacht, auch an andere meine Kenntnisse zu vermitteln. Am Ende der zwei Tage haben wir Stipendiaten und die zwei Freiwillige sehr gutes Feedback bekommen. (Nächste Woche ist kursuke (Kurswoche) und auch dort geht es nach Meråker. Ein Lehrer wollte mich sehr gerne dabei haben, ich habe mir jedoch frei genommen und reise ins Hafjell :) Blog folgt ... )

Und diese Woche habe ich dann auch endlich wieder Langlauf probiert und konnte mal wieder nicht genug bekommen. Heute war ich schon mit meinem Wahlfach Ski auf dem zugefrorenen Selbusjøn unterwegs :) Es war fantastisch!

Ansonsten bin ich für eine Woche Karoliner gewesen. Das ist die Bezeichnung für schwedische Soldaten, die 1718/19 in Norwegen einmarschiert sind, um Trondheim zu besetzen. Leider hat das nicht so ganz geklappt, weil sie nicht über einem Fluss vor Trondheim gekommen sind, da es zuvor stark geregnet hatte. Während die Karoliner warten mussten, konnten sich die Trondheimer auf den Angriff vorbereiten, sodass die Karoliner vor verschlossener Stadtmauer standen. Es fiel kein einziger Schuss.
So mussten die Schweden irgendwie wieder nach Hause kommen, konnten aber nicht den gleichen Weg benutzen, den sie gekommen waren. Er war während des Regens unter den Füßen von rund 10.000 Soldaten matschig geworden. Sie suchten sich einen Weg über Selbu und Tydal zurück über die Grenze. Aufgrund von Nahrungsmittelmangel wurden dabei viele Gehöfte überfallen und geplündert. In der Nacht, die die Karoliner in Tydal verbracht haben, sind sehr viele Soldaten aufgrund von Kälte umgekommen. Und genau diese Nacht spiegelt ein Theaterstück wider, in dem ich Karoliner, also Soldat sein durfte.
Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, zusammen mit wohl über 100 Personen an einem Freilufttheaterstück als Statist mitzuwirken. Ich war ein wenig traurig, dass alles schon nach zwei Vorstellungen plus Premiere vorbei war. Für mich ist es nur unvorstellbar geworden, wie sehr die Soldaten damals gefroren haben mussten, wo ich schon teilweise mit sehr guter Kleidung  (das heißt mit Wollpulli, langer Unterwäsche, Mütze, guten Winterschuhe und winddichter Jacke) gefroren habe. Und ich hatte auch noch mein Kostüm drüber.
Jedenfalls ist das für mich ein unvergessliches Erlebnis geworden! Und so richtig echt sah es dann noch aus, wenn bei den Proben der Wind den Schnee über die ,,Bühne" fegte oder wir mit Fackeln und Pferden einmarschiert kamen.




Fotos folgen ...